4Z Sch 31/99


Gericht BayObLG Aktenzeichen 4Z Sch 31/99 Datum 27.07.1999
Leitsatz
Die Frage, ob der Schiedsspruch, der für vollstreckbar erklärt werden soll, eine vollstreckbare Verurteilung enthält, kann im Vollstreckbarerklärungsverfahren grundsätzlich offen bleiben. Sie ist erst im Verfahren auf Erteilung der Vollstreckungsklausel zu prüfen.
Rechtsvorschriften§ 322 ZPO, § 1054 ZPO, § 1059 Abs. 3 Satz 4 ZPO, § 1063 Abs. 2 ZPO, § 1064 Abs. 1 ZPO,
§ 1064 Abs. 2 ZPO
FundstelleBB, Beilage 12 zu Heft 50/2000 (RPS), S. 14; BB 1999, 1948; Yearbook Comm. Arb'n XXVIII (2003), S. 259f.; CLOUT Case 452
Aktenzeichen der Vorinstanz
StichworteAufhebungs-/Anerkennungs-/Vollstreckbarerklärungsverfahren: - Vollstreckbarerklärung Schiedsspruch: - formale Anforderungen; - Inhalt des Schiedsspruchs, Bestimmtheit des Schiedsspruchs
Volltext
I. Der "Teilanerkenntnis-Schiedsspruch" des Schiedsgerichts vom 19.5.1999, nach dem der Antragsgegner (Schiedsbeklagter) verpflichtet ist, mit Beendigung des Pachtvertrages der Schiedsklägerin die Gegenstände, die im Zuge der Ersatzbeschaffung bzw. der zusätzlichen Ausstattung von der Klinik "A-GmbH" angeschafft wurden und sich derzeit im Haus der Schiedsklägerin befinden, gemäß Ziff. VI 2. b) und c) des Vertrages vom 23.11.1990 zum Eigentumserwerb anzubieten, wird für vollstreckbar erklärt.
II. Der Antragsgegner trägt die Kosten dieses Verfahrens.
III. Dieser Beschluß ist vorläufig vollstreckbar.
IV. Der Wert der Beschwer wird auf 5.000 DM festgesetzt.
G r ü n d e :
I.
Die Antragstellerin erwirkte in der Schiedssache am 19. 5. 1999 den vorgenannten Teilanerkenntnis-Schiedsspruch, der ein Pachtverhältnis zwischen der Antragstellerin und der Gemeinschuldnerin zum Gegenstand hat.
Mit Schriftsatz ihres anwaltlichen Vertreters vom 10. 6. 1999 hat die Schiedsklägerin unter Vorlage des Originalschiedsspruchs vom 19. 5. 1999 beantragt, diesen "Teil-Anerkenntnis-Schiedsspruch vom 19. 5. 1999" für vollstreckbar zu erklären.
Der Schiedsbeklagte hält die beantragte Vollstreckbarerklärung für unzulässig. Ein Schiedsspruch in der nach § 1054 ZPO vorgeschriebenen Form liege nicht vor, weil ein weiteres Schiedsverfahren über denselben Anspruch nicht ausgeschlossen sei.
Nach dem im Schiedsspruch genannten Vertrag vom 23. 11. 1990 sei die weitere Vorgehensweise davon abhängig, ob es sich um eine Ersatz oder zusätzliche Anschaffung handle, weil der Vertrag für jede der beiden Möglichkeiten jeweils unterschiedliche Ansprüche der Pachtvertragsparteien vorsehe. Derzeit sei völlig ungeklärt, bei welchen im Haus der Schiedsklägerin befindlichen Gegenständen es sich um Ersatzbeschaffungen bzw. um zusätzliche Ausstattungen handle. Eine Zuordnung der Gegenstände sei in dem Teilanerkenntnis-Schiedsspruch vom 19.5.1999 nicht enthalten. Um diese Zuordnung werde gestritten. Deshalb lasse der Schiedsspruch ein weiteres Schiedsverfahren über denselben Anspruch zu.
II.
Der zulässige Antrag ist begründet.
1. Die Zuständigkeit des Senats ergibt sich aus § 1062 Abs. 1 Nr. 4, Abs. 5 ZPO i.V.m. § 6a n.F. der Gerichtlichen Zuständigkeitsverordnung Justiz.
2. Mit dem Antrag auf Vollstreckbarerklärung ist das Original des Schiedsspruchs vom 19. 5. 1999 vorgelegt und somit die Zulässigkeitsvoraussetzung des § 1064 Abs. 1 ZPO erfüllt worden.
3. Ein von Amts wegen zu beachtender Aufhebungsgrund (§ 1063 Abs. 2 a.F. ZPO) nach § 1059 Abs. 2 ZPO ist nicht ersichtlich.
Entgegen der Auffassung des Antragsgegners stehen Form und Inhalt des Schiedsspruchs einer Vollstreckbarerklärung nicht entgegen.
a) Soweit in dem Schiedsspruch die Gegenstände "die ... von der Klinik 'A-GmbH' angeschafft wurden und sich derzeit im Haus der Schiedsklägerin befinden" ... nicht im einzelnen bezeichnet worden sind, hindert die fehlende Konkretisierung dieser Gegenstände zwar - mangels vollstreckungsfähigen Inhalts - möglicherweise eine Zwangsvollstreckung, nicht aber die Vollstreckbarerklärung. Letztere ist zwar Voraussetzung der Zwangsvollstreckung, deren konkrete Durchführbarkeit jedoch umgekehrt nicht Voraussetzung für die Vollstreckbarerklärung ist. Der Sinn der Vollstreckbarerklärung liegt auch in der Präklusionswirkung des § 1059 Abs. 3 Satz 4 ZPO, wonach der Antrag auf Aufhebung des Schiedsspruchs nicht mehr gestellt werden kann, wenn der Schiedsspruch von einem deutschen Gericht für vollstreckbar erklärt worden ist. Deshalb kann die Frage, ob der Schiedsspruch eine vollstreckbare Verurteilung enthält, im Vollstreckbarerklärungsverfahren offenbleiben. Sie ist erst im Verfahren auf Erteilung der Vollstreckungsklausel zu prüfen (StJ/Schlosser ZPO 21. Aufl. § 1042 a.F. Rn. 2; Schwab/Walter, Schiedsgerichtsbarkeit 4. Aufl. Kap. 26 Rn. 7).
Im übrigen ist die Kennzeichnung der Gegenstände im Schiedsspruch zwar unzureichend; eine nachträgliche Konkretisierung erscheint jedoch möglich.
b) Zu Unrecht bezweifelt der Antragsgegner die Zulässigkeit der Vollstreckbarerklärung, auch soweit er damit zum Ausdruck bringen will, es fehle an einer hinreichenden Konkretisierung des "Streitgegenstands", weshalb die (rechtskräftige) Erledigung des Anspruchs zweifelhaft sei (vgl. § 322 ZPO).
Im Gegensatz zu diesem Vorbringen ist in dem Schiedsspruch vom 19. 5. 1999 die noch im Pachtvertrag vom 23. 11. 1990 enthaltene unterschiedliche Behandlung der Gegenstände, je nachdem ob es sich um eine Ersatz- oder zusätzliche Anschaffung handelt, gerade beseitigt worden.
Dies ergibt sich eindeutig aus dem Wortlaut des Schiedsspruchs, wonach die Gegenstände der Schiedsklägerin von dem Schiedsbeklagten unabhängig davon zum Eigentumserwerb anzubieten sind, ob diese "im Zuge der Ersatzbeschaffung bzw. (oder) der zusätzlichen Ausstattung von der Klinik 'A-GmbH' angeschafft wurden und sich derzeit im Haus der Schiedsklägerin befinden." In Ziff. VI 2 b), c) des Pachtvertrages ist nämlich sowohl für den Fall der Ersatzbeschaffung als auch für den Fall der zusätzlichen Anschaffung ein Anspruch der Verpächterin auf Übernahme (Übereignung) dieser Gegenstände vorgesehen.
Summary
Bay ObLG (Bavarian Highest Regional Court), Order of July 27, 1999 - 4 Z Sch 31/99
Enforcement of arbitral award
R u l i n g:
The question if an arbitral award is sufficiently specific for execution is not to be decided in proceedings to obtain a declaration of enforceability. This issue is only to be decided in the execution proceedings.
F a c t s:
In an arbitration concerning the lease of a hospital, the applicant obtained an arbitral award based on a partial acknowledgement of claim. According to the arbitral award, upon termination of the lease the defendant was obliged "...to offer to the claimant for acquisition such objects as have been acquired as substitutes, respectively as additional equipment by the clinic, and which are currently in possession of the claimant ..."
Before this court, the applicant seeks a declaration of enforceability of the "Partial Acknowledgement Arbitral Award."
G r o u n d s:
The arbitral award is declared enforceable.
a) The objects which are to be offered to the claimant for acquisition are not defined individually in the arbitral award, and therefore the award may not be capable of execution. However, this lack of specificity does not preclude the award from being declared enforceable.
The declaration of enforceability is not dependent on the award being capable of execution (although, in order obtain execution, the award must first be declared enforceable). The purpose of the declaration of enforceability is i.a., to ward off a motion to set aside the award (cf. Sec. 1059 sub. 3, sentence 5 ZPO - Code of Civil Procedure - which provides that an application to set aside an award cannot be made once the award has been declared enforceable by a German court). Therefore, the question whether the award contains an order which is sufficiently specific to be capable of execution is only to be addressed in the execution proceedings.
b) The defendant's argument that the claim cannot be finally disposed of (become res judicata) because the issue in dispute is not sufficiently specific (Sec. 322 ZPO), is dismissed. The ruling of the arbitral award, dealing with all objects in the like fashion, regardless of the reason for their acquisition, removes any confusion which may have existed as to which objects are covered by the arbitral award.

The decision, arising out of an action to have a national award declared enforceable, concerns the requirements as to the specificity of an award.
Claimant and Respondent were parties to a lease the termination of which led to arbitral proceedings. In the award rendered after a partial acknowledgement Respondent was ordered to offer to sell Claimant these objects, which were originally purchased by hospital A - either in replacement or as additional equipment - and were at present located in Applicant’s house”. When Claimant applied to have the award declared enforceable, Respondent alleged that the award did not constitute a valid award in the sense of §1054 of the German Civil Procedural Code (ZPO), since it did not preclude further action on the issue.
In its order, the court recognized the award and declared it enforceable. It held that the form and scope of the arbitral award did not hinder the declaration of enforceability.
The court conceded that as Respondent had claimed the objects to be offered to Claimant for acquisition of ownership might not have been sufficiently specified in the award. The award did not state which objects had been purchased for replacement and which as additional equipment, and the contract contained different provisions for either case. However, while this lack of concrete specification might later hinder enforcement, it did not hinder the declaration of enforceability. Even though the declaration of enforceability was a prerequisite for enforcement, the possibility of enforcement was not a prerequisite for the declaration of enforceability. The court reasoned that the purpose of a declaration of enforceability was, inter alia, the loss of the possibility to demand the setting aside of the award once the award had been declared enforceable by a German court (cf. § 1059 para. 3, 4th sentence ZPO). Furthermore, the court pointed out that an identification/specification of the objects was still possible.
Finally, the court held that the fact that the contract provided for different treatment of the objects, depending on what the reason for their purchasing had been, did not mean the issue in controversy had not been completely resolved in the award. Under German Civil Procedural Law, an issue can be brought before the court again if the decision had not dealt with all relevant issues in controversy (§ 322 ZPO). However, in the case at issue, the arbitral award had clearly avoided distinguishing between the objects and had ordered Respondent to offer them to Claimant, regardless of what the reason for their purchasing had been. This was in line with the contract, which provided that in either case the Claimant had a right to demand an offer for acquisition of ownership.