34 Sch 10/08


Gericht OLG München Aktenzeichen 34 Sch 10/08 Datum 22.07.2008
Leitsatz
Streitwertfestsetzung für Vollstreckbarerklärungsverfahren
Bei der Bestimmung des Gegenstandswerts für das Verfahren auf Vollstreckbarerklärung eines Schiedsspruchs bleiben Zinsen und Kosten außer Ansatz. Dies gilt unabhängig davon, ob Gegenstand der Vollstreckbarerklärung in- oder ausländische Schiedssprüche sind. Dass die Kosten ziffernmäßig neben der Hauptsache genannt sind, ändert daran nichts (a.A. BGH Rpfleger 1957, 15).
(Amtl. Ls.)
Rechtsvorschriften§ 4, ZPO, § 1057 Abs. 2 ZPO, § 1062 Abs. 1 Nr. 4 ZPO
§ 48 Abs. 1 GKG
FundstelleSchiedsVZ 2009, 68
Aktenzeichen der Vorinstanz
StichworteAufhebungs-/Anerkennungs-/Vollstreckbarerklärungsverfahren: - Schiedsspruch, ausländisch; - ICC; - Verfahren, Kostenentscheidung
Volltext
B E S C H L U S S:
Der Streitwert für das Verfahren wird auf 1.944.521 € festgesetzt.
G r ü n d e:
Die Wertfestsetzung für die Gerichtsgebühren (siehe KV 1627 mit 1620) findet auf der Grundlage von § 63 Abs. 2 Satz 1 GKG statt. Die Streitwertbemessung ausschließlich nach dem Hauptsachebetrag beruht auf § 48 Abs. 1, § 43 Abs. 1 GKG, §§ 4, 6, § 1062 Abs. 1 Nr. 4 ZPO.
Der unbeschränkte, nunmehr zurückgenommene Antrag auf Vollstreckbarerklärung betraf einen in Peking/VR China ergangenen ICC-Schiedsspruch vom 15.6.2007, der dem obsiegenden Kläger neben der Hauptsache und hierauf prozentual zuerkannten Zinsen auch betragsmäßig bezifferte Kosten zusprach.
Das Vollstreckbarerklärungsverfahren stellt ein besonderes Erkenntnisverfahren dar und ist nicht bereits Teil der Zwangsvollstreckung (vgl. Schwab/Walter Schiedsgerichtsbarkeit 7. Aufl. Kap. 34 Rn. 8). Maßgeblich ist demnach nur die Hauptforderung, Zinsen und Kosten sind nicht hinzuzurechnen. Das folgt aus § 4 ZPO, § 43 Abs. 1 GKG jedenfalls in solchen Fällen, in denen der Antrag unbeschränkt gestellt wird (vgl. Schneider/Herget Streitwertkommentar 12. Aufl. Rn. 4838; Enders JurBüro 1998, 281/282). Daran ändert auch nichts, dass Gegenstand des Verfahrens ein ausländischer Schiedsspruch ist, in dem die Kosten ziffernmäßig, hier mit 64.267,81 € und 76.615 US-Dollar, benannt sind und damit im Falle der Vollstreckbarerklärung beigetrieben werden können (vgl. Zöller/Herget ZPO 26. Aufl. § 3 Rn. 16 Stichwort: "schiedsrichterliches Verfahren"; Lappe Rpfleger 1957, 15; a.A. BGH Rpfleger 1957, 15; wohl auch OLG Zweibrücken JurBüro 1986, 1404/1405). Denn in welcher Form Kosten zuerkannt werden, kann letztlich keine Rolle spielen. Ebenso wenig überzeugt es, insoweit zwischen in- und ausländischen Schiedssprüchen zu unterscheiden. Kosten sind nur dann Hauptsache, wenn sie, wie bei gesonderten Kostenschiedssprüchen(vgl. § 1057 Abs. 2 ZPO), den alleinigen Gegenstand des Vollstreckbarerklärungsverfahrens bilden. Im Übrigen werden, wenn es um die Aufhebung von Schiedssprüchen geht, auch nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs Nebenforderungen i.S.v. § 4 ZPO nicht berücksichtigt (BGH NJW 1957, 103; Hartmann Kostengesetze GKG Anh I § 48 (§ 4 ZPO) Rn. 21).
Soweit der Senat in der Vergangenheit verschiedentlich die in inländischen wie ausländischen Schiedssprüchen betragsmäßig zuerkannten Kosten in die Streitwertbemessung einbezogen hat (vgl. z. B. Beschlüsse vom 25.10.2006, 34 Sch 022/06; vom 23.2.2007, 34 Sch 031/06 = OLG-Report 2007, 684, dazu kritisch Lachmann Handbuch für die Schiedsgerichtspraxis 3. Aufl. Rn. 2775; Beschluss vom 29.8.2007, 34 Sch 012/07), wird hieran nicht mehr festgehalten.
Summary
Higher Regional Court (OLG) Munich, Decision of 22 July 2008 - 34 Sch 10/08
Determining the value in dispute of proceeding to declare enforceable an award
R u l i n g:
Claims for procedural costs or ancillary claims such as interest are not taken into consideration for the purpose of the determination of the value in dispute of ar request to declare an arbitral award enforceable.
S u m m a r y:
In a proceeding to declare enforceable an ICC award rendered in Bejing, China, the Higher Regional Court (OLG) Munich had to determine, after the request was withdrawn, the amount in dispute for the purpose of calculating the costs of the enforceability proceeding.
The court reversed its past practice to include procedural costs awarded in an arbitral award in the calculation of the value of the dispute. Since the request to declare an award enforceable formed part of the main proceeding and not the execution phase, only the claim in chief could be taken into consideration for the purpose of determining the amount in dispute. Ancillary claims such as claims for interest or legal costs were not to be regarded. This also applied to requests to declare enforceable foreign awards where the procedural costs had been fixed by the arbitral tribunal as a specific amount and in respect of which, in case the award was declared enforceable, execution measures could be taken.
The court stated that costs awarded in an arbitral award could only be taken into consideration for the purpose of determining the amount in dispute if it was an award on costs only (Sec. 1057 sub. 2 Code of Civil Procedure - ZPO), where such costs were the sole subject matter of the request.
In addition, the Federal Court of Justice, in long established practice, also did not take into consideration procedural costs awarded for the purpose of calculation the value in dispute of a request to set aside an award.